Ich werde (ihn) nie vergessen …

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Ich werde (ihn) nie vergessen …

in memoriam Ulrich Pracht

1941-2024

Ulrich Pracht

Wenn er seine manchmal dramatischen, dann wieder pikanten und oft auch witzigen Stories erzählte, geriet er regelmäßig ins Schwärmen. „Ich werde nie vergessen …“ – mit diesen Worten leitete Ulrich Pracht gestenreich die Anekdoten ein, die er aus seinem turbulenten Leben als weitgereister Fotograf erzählte. Nun ist der „Schmücker“, wie sich Pracht als gelernter Schaufensterdekorateur gerne selbst bezeichnete, kurz vor seinem 83. Geburtstag gestorben. Sein letztes großes Ziel – die Veröffentlichung seines Lebenswerks „Der Schmücker – Von der Kohle zum Glamour. The Art of Ulrich Pracht“ konnte der Fotograf und Kreativkünstler, der seit den späten 1960-er Jahren mit seinen Modefotografien zu den erfolgreichsten Deutschen seines Fachs gehörte, noch im April dieses Jahres mit einer opulenten Show in den Düsseldorfer cubic Studios feiern. 

Ulrich Pracht wurde 1941 in den Wirren des Krieges als Arbeitersohn in Bochum geboren. Wurzeln, die er Zeit seines Lebens nie vergaß. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur im Westfalen-Kaufhaus in Gelsenkirchen, wo er zum ersten Mal mit jener Welt in Berührung kam, die er später mit seiner Kunst bereichern sollte: als visueller Verführer in der Welt der Kunst und des Kommerzes, der Fotografie, des Films und des Fernsehens. Prägend für ihn waren damals Kollegen wie Paul Maenz, der eine Karriere als erfolgreicher Galerist machte, oder Klaus Rinke, später Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. 

Ulrich Pracht, Kessler-Zwillinge

Ulrich Pracht, Kessler-Zwillinge

 

„Der Schmücker“ hatte verhältnismäßig rasch Erfolg, und der sogenannte „amerikanische Traum“ erfüllte sich bei ihm schneller, als er sich das je erhofft hatte. Hochglanzmagazine wie Twen, Vogue, Jasmin oder Brigitte und Marken wie Dior, Triumph International und Schwarzkopf buchten den kreativen Kopf aus Düsseldorf. Als Fotograf und Set-Designer gestaltete er die damals weitgehend unbekannte Multivision für Samstagabend-Live-Shows im deutschen Fernsehen und wurde später Regisseur mit einer eigener Sendung beim WDR – „Viva – Mode und Musik“. 

Es war Ulrich Prachts großer Wunsch, dass sein Lebenswerk in einem Buch festgehalten werden sollte. Er wollte damit vor allem jungen Leuten Mut machen, die gerade anfangen, als Designer, Videomacher oder Fotograf zu arbeiten – „bei Kunstlicht und leerem Portemonnaie“, wie er es pointiert formulierte. Zu diesem Zeitpunkt vor drei Jahren stellte Marion Barth-Madaus, eine gute Freundin von Monika und Ulrich Pracht und Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich, den Kontakt zu uns  her. Jeannette übernahm das Projekt als Herausgeberin und brachte mich als Autor und Redakteur ins Gespräch. Bei einem Rosé-Champagner in seinem Düsseldorfer Haus besiegelten wir unsere Zusammenarbeit. Es folgten viele Interviews und gemeinsame Sitzungen, bei denen wir Ulrich Pracht als Workaholic kennenlernen sollten, der – manchmal ungeduldig, manchmal fordernd – nach dem richtigen Weg suchte. Mit großer Energie und eisernem Willen übernahm er seinen Part und ließ sich auch von einer Corona-Infektion nicht abhalten, sein Herzens-Projekt weiter voranzutreiben. Da wir mit unserem Teil der Arbeit ihm diesen Weg aufzeigen konnten, entwickelte sich aus der Zusammenarbeit ein freundschaftliches Verhältnis, das geprägt war von gegenseitigem Respekt und dem gemeinsamen Ziel.

Buchtitel Der Schmücker

Nun ist dieser große Meister seines Metiers von uns gegangen. Lieber Uli, wir sind dankbar, dass wir einen so wichtigen Abschnitt in deinem Leben begleiten konnten! 

Der Schmücker – Von der Kohle zum Glamour

The Art of Ulrich Pracht

Hardcover im Schuber, 720 Seiten, Format 32 x 32 cm
ISBN 978-3-00-078248-0
199,00 € zzgl. Versand